„Formation Papa Yankee, hier Padova Radar, Radar Contact, report 3 Minutes before reporting Point Grado, desend to 2.000 feet approved.“
Ich sehe, wie in einem Kilometer Entfernung die Smaragd mit Nikolas und Michael langsam anfängt zu sinken. Die graue Bristel mit Ricardo und Felix, die auf ca 500 Meter zwischen uns fliegt, folgt langsam. Michael Mattheis zückt nochmal sein Handy, um Bilder zu machen.
Wir fliegen bei strahlendem Sonnenschein über das Mittelmeer /Adria. Hinter uns liegt Portoroz in Slowenien, das wir in 3.000 Fuss überflogen haben. Vor uns sehen wir die Italienische Küste. Wir sind auf dem Weg nach Venedig-Lido.
Eine kleine Gruppe Enthusiasten hat sich Anfang 2023 zusammen gefunden und beschlossen einen längeren Ausflug mit Echo-Flugzeugen und UL´s zu machen, bevorzugt Richtung Süden. Kurz vor Pfingsten sieht das Wetter dann eigentlich auch gut genug aus, um durch die Alpen zu kommen.
Am Samstag, dem 27. Mai 2023, starten fünf Maschinen vom Arloh aus zum Flugplatz Ampfing, östlich von München . Die Smaragd D-EDPY mit Nikolas und Michael, die Bristell D-MRRX mit Ricardo und Felix und unser Pipistrel Alpha Trainer D-MIEN mit Michael Mattheis und mir. Alle drei tanken wir auf dem Flugplatz Kulmbach. Fast gleichzeitig treffen unsere drei Maschinen dann zusammen mit der Piper Cherokee D-EKZO mit der Besatzung Joachim und Andreas und der Cirrus SR-22 mit Christian und seinem Bruder Walter an Bord auf dem Flugplatz Ampfing ein.

Dort werden wir durch Hans empfangen. Hans ist UL-Fluglehrer in Ampfing, der uns informiert und uns Tipps gibt, wie wir unsere Route nach Süden am besten weiter planen können. Es ist schon ziemlich heiß und man sieht, dass sich erste Cumulus-Wolken über den Alpen bilden. Die PA 28 mit Joachim und Andreas entscheidet, noch einen Abstecher nach Zell am See zu machen. Die andere vier Maschinen gehen auf Ost-Kurs nach Ried-Kirchheim (LOLK) in Österreich.
In Ried erwartet uns schon Katrin und ihre Eltern. Katrin hat früher in Celle gearbeitet und ist eine gute Freundin von Nikolas. Mit drei Autos werden wir in einen schönen Gasthof gebracht, in dem ein großes Grillbuffet für uns bereitsteht wo für unsere 10 Mann-Truppe für abends auch schon die Kegelbahn reserviert ist.

Am Sonntag, dem 1. Pfingsttag, werden wir morgens wieder ganz früh zum Flugplatz gebracht. Die Flugpläne werden ausgefüllt und eingereicht. Es ergibt sich, dass sich die Smaragd, die Bristell und der Alpha Trainer zusammenschließen und als Formation durch die Alpen fliegen nach Portoroz in Slowenien. Bei strahlendem Sonnenschein starten gegen 10 Uhr die Maschinen. Vorweg die Cirrus, die hoch und schnell die Alpen überquert. Dann startet die PA-28, gefolgt von der 3-er Formation.
Es geht über den Wolfgangsee, das Dachstein-Gebirge und die Hohe Tauern Richtung Süden. Wir folgen der östlichen GAFOR- Route, fliegen über Mauterndorf. Eine ursprünglich dort angedachte Zwischenlandung wird schnell verworfen, die Smaragd würde es wahrscheinlich nicht schaffen, diesen Platz bei 28°C in 3.642 Fuß Höhe wieder zu verlassen….
Wir fliegen in lockeren 8.000 Fuß über den Katschberg Pass und dann am Millstätter See entlang. Oben in den Bergen liegt noch genug Schnee. An Villach vorbei überqueren wir die Grenze nach Slowenien.
Die „Formation“ bedankt sich bei Wien-Information und geht über auf Ljubljana-Information. Ab jetzt folgen wir der VFR Route 3 an Bled vorbei nach Portoroz.
Portoroz-Approach gibt uns als Formation ein: „Formation, clear to land“.

Die Flugzeuge werden in Portoroz von einem Tankwagen befüllt und wir werden mit Golfcarts zum GAT gebracht. Dort treffen wir auf die andere Besatzungen. Wir entscheiden uns, weiter zu fliegen nach Mali Losinj.
Entlang der Küste Istriens geht es gen Süden. Wir merken dass wir gerade noch rechtzeitig weg fliegen, weil ein Gewitter uns fast den Weg abschneidet. Bei Pula wird Fallschirm gesprungen, wir müssen nach Osten ausweichen und folgen der VFR Adria 1A-Route.
Wir fliegen an verschiedenen Inseln entlang, neben uns in 1.300 Fuß sehe ich kleine Dörfchen. Diese Inseln haben sehr steile Felsenküsten, die Fallwinde erzeugen. Uns im Alpha Trainer erwischt eine Turbulenz richtig, iPads und Karte fliegen durch das Cockpit.
Gegen 16.00 Uhr landen wir alle in LDLO. Zwei Großraumtaxen bringen uns zum Hotel Aurora in Mali Losinj.

Wir entscheiden uns, hier einen Tag Pause zu machen, um die schöne Eindrücke der letzte zwei Tage zu verarbeiten und die Insel zu erkunden. Am Montag mieten wir uns 9 Motorroller und fahren damit u.a. auch zum Flughafen. Die Flugzeuge müssen gewaschen und getankt werden.

Am Dienstag sind wir dann um 9 Uhr wieder in der Luft. Es geht nach Venedig Lido. Ein mulmiges Gefühl wegen eines vorhergesagten „Bora“-Windes bleibt zum Glück unbegründet. Es ist traumhaft, an der Küste Istriens entlang zu fliegen, um dann von dort aus die Adria in Richtung Italien zu überqueren. Wir müssen allerdings darauf achten, dem Luftraum von Triest fern zu bleiben. In 2.000 Fuß Höhe geht es am italienischen Strand entlang weiter nach Westen.

Wir sind beeindruckt von der schönen Ankunftshalle in Venedig Lido.
Unser Hotel für die Nacht liegt in Laufabstand vom Flugplatz. Unser Gepäck stellen wir nur schnell im Hotel ab und schon geht es weiter zum Wassertaxi. Dieses bringt uns zum gegenüberliegende Sankt Marco Platz. Venedig ist, wie wahrscheinlich immer, gut besucht und warm. Wir schlendern durch Venedig zur „Rialto-Brücke“, essen ein Eis und nehmen dann ein Wassertaxi zurück zum Lido.
An diesem Abend schließt sich dann auch Sebastian uns an. Er kam „Commercial“ im backseat nach Venedig. Ab jetzt wird er mit Christian in der Cirrus alles „IFR“ fliegen. Am nächsten Morgen, Mittwoch, fliegen wir zurück in östlicher Richtung wieder am Strand entlang. In Lignano drehen wir auf Nordkurs. Da die Smaragd es aufgrund der Hitze wesentlich schwerer hat, zu steigen, folgen jetzt die Bristell und der Alpa Trainer in großen S-Kurven der D-PY, um diese nicht zu überholen. Es geht über Udine und weiter durch die Dolomiten nach Tarvisio, wo wir die Grenze nach Österreich überqueren. Wir nehmen wieder die Route über die Hohe Tauern. Der Brenner-Paß ist zwar niedriger aber die Chance für Gewitter zu groß. Unser Ziel heute ist der Flugplatz Zell am See.

Nach Ankunft in Zell am See werden auf der Terrasse vom Flughafen-Restaurant erst mal große Hamburger verspeist.

Während des Essens wird zeitgleich für uns ein Apartment gebucht mit 4 Schlafzimmern und einem Schlafsofa sowie ein zusätzliches Doppelzimmer. Von unserer Unterkunft sind wir alle positiv überrascht: Neu, nobel mit einem tollem Ausblick.

Am Donnerstag, den 01. Juni, geht es dann wieder zurück nach Celle. Getankt wird nochmal in Kulmbach.

Wir sind alle mit vielen schönen Eindrücken und neuen Erfahrungen nach Hause gekommen. Es war ein traumhafte Reise und alle waren sich einig: so etwas machen wir nochmal!
Euer Ron